Unter der Lupe: Restaurieren und Studieren an der HAWK
14.10.2018
1. Europäischer Tag der Restaurierung am 14. Oktober 2018 in Hildesheim
Die fünf Restaurierungsbereiche an der HAWK in Hildesheim öffnen am 1. Europäischen Tag der Restaurierung, am 14. Oktober 2018, ihre Türen. Hautnah können Kunstobjekte und historische Techniken betrachtet werden. Die Studiengänge der Konservierung und Restaurierung möchten ihre Vorgehensweisen und Ziele präsentieren, Studierende werden ihre Arbeiten zeigen und der Bereich Papierrestaurierung stellt die hervorragenden Kooperationen mit der Dombibliothek und den großen Archiven in Hildesheim vor Ort dar.
HAWK-Werkstatt Bismarckplatz 10/11
Im Werkstattbereich am Bismarckplatz 10/11 können in der Wandmalerei-Restaurierung Putzfragmente aus der Römerzeit und die Wand-Dekorationstechnik Sgraffito ganz nah bewundert werden. Daneben in der Restaurierungswerkstatt für Steinobjekte wird die Möglichkeit der Konservierung von Schieferplatten-Behängen an Hausfassaden vorgestellt. Diese beiden Werkstätten befinden sich am Bismarckplatz 10/11 und sind von 11 bis 17.00 Uhr für Interessierte geöffnet.
HAWK-Campus, Renatastr. 11
Auf dem HAWK-Campus, Renatastr. 11, sind zwei weitere Restaurierungswerkstätten untergebracht. In der Werkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde werden Studierende ihre Arbeit zeigen, man kann ihnen über die Schulter schauen und mit ihnen über ihre Arbeit und ihr Studium ins Gespräch kommen und den direkten Blick auf die Kunstobjekte genießen. Die Werkstatt für Holzobjekte und Möbel stellt ein fast abgeschlossenes Großprojekt vor: die Restaurierung zweier spätmittelalterlicher Chorgestühle. Als besonderes Highlight wird dazu eine Ausstellung zu dieser Restaurierung gezeigt. In der Werkstatt für historische Techniken wird mit Hilfe von umfangreichen Probetafeln verschiedenste historische Vergoldungstechniken, Maltechniken, Fasstechniken und Oberflächenveredelungstechniken, also die große Vielfalt von Kunsttechniken vor Augen geführt. Auch die Werkstätten vom dem HAWK-Campus Renatastraße 11 sind von 11 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Dombibliothek, Stadtarchiv und Bistumsarchiv
Die Studienrichtung für die Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch, Grafik präsentiert sich von 11 bis 13.00 Uhr zusammen mit ihren Kooperationspartnern vor Ort, dem Bistumsarchiv, der Dombibliothek und dem Stadtarchiv. Treffpunkt für den Rundgang ist am Sonntag, den 14. Oktober 2018, das Foyer der Dombibliothek. Begrüßung und Beginn des Rundgangs 11.00 Uhr. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
Dombibliothek, Domhof 30
In der Dombibliothek Hildesheim stehen die Inkunabeln im Fokus. Mit rund 800 Werken in 600 Bänden handelt es sich um eine der bedeutendsten Sammlungen Norddeutschlands. Die Stücke stammen aus unterschiedlichen, vielfach klösterlichen, kirchlichen und privaten Provenienzen und zeigen, wie reichhaltig die Kultur- und Bildungslandschaft Hildesheims am Beginn der Neuzeit war. Die Inkunabeln der Dombibliothek sind aber nicht nur aufgrund ihres Inhaltes, sondern auch aufgrund ihrer Materialität etwas Besonderes. Denn mehr als 70 Prozent der handgefertigten, mit Leder überzogenen und verzierten Holzeinbände sind Originale, gehören also zur ursprünglichen mittelalterlichen Ausstattung, die mehrheitlich in den Kloster-Werkstätten der Stadt und der Region angefertigt wurden. Intensive Benutzung sowie manch eine unsachgemäße Behandlung haben im Verlauf der Jahrhunderte an der Mehrzahl der Exemplare deutliche Schadensspuren hinterlassen. Eine Kooperation zwischen der HAWK-Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Graphik und der Dombibliothek Hildesheim, die für die Inkunabel-Sammlung geeignete konservatorische Methoden entwickeln soll, wird an diesem Tag anhand der Objekte vorgestellt
Stadtarchiv, Am Steine 7
Das Stadtarchiv stellt das Patriziergeschlecht von Harlessem, eine der bedeutendsten Hildesheimer Familien, in den Mittelpunkt. 1323 erstmals in Hildesheim nachgewiesen, kann die Familie schnell Vermögen und umfangreichen Grundbesitz - vor allem im Umland - erwerben. 1379 wird Ludelef von Harlessem in den Rat gewählt, 1412 erlangt sein gleichnamiger Sohn das Bürgermeisteramt. Weitere von Harlessems steigen in dieses höchste städtische Amt auf, zuletzt Ludolph Daniel von 1750 bis 1758. Zwischen 1512 und 1520 erwarb Eggert von Harlessem das bekannte, am Marktplatz gelegene Tempelhaus, das eigentlich Harlessemhaus heißen müsste. Im Stadtarchiv werden fast 500 Pergamenturkunden der Familie aus dem 14. bis 18. Jahrhundert verwahrt, die über deren Besitzverhältnisse Auskunft geben. Die Urkunden wurden gereinigt. Einige waren durch ein Feuer zusammengeschmolzen und verklebt. Studierende der HAWK haben die Urkunden restauratorisch bearbeitet und wieder entfalten können. Dadurch ist der Inhalt wieder lesbar geworden und wichtige Informationen für die Stadtgeschichte wurden gerettet.
Bistumsarchiv, Pfaffenstieg 2
Das Bistumsarchiv Hildesheim verwahrt eine Vielzahl von Amtsbüchern und Akten, unter anderem fast 4.000 Kirchenbücher und über 1.000 Protokollbücher aus den Pfarreien des Bistums Hildesheim vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sie zu erhalten und für die Nutzung zugänglich zu machen, gehört zu den „Basics“ der archivischen Arbeit – was jedoch aufgrund der immensen materiellen Verschiedenheit dieser Unterlagen eine erhebliche Herausforderung ist, an welcher u.a. auch eine Studentin der HAWK mitwirkt. Was tun bei Verschmutzungen der Bücher und Akten, was tun bei Rissen oder gar Löchern im Papier, was tun bei „unglücklichen“ Bindungen aus früheren Zeiten – und wie organisiert man eigentlich die Benutzung dieses historischen Kulturguts? Es besteht die Möglichkeit zu einem Einblick in das „Beziehungsnetz“ von Zugangsraum, Verzeichnungsraum, Magazin, Lesesaal und natürlich die Werkstatt.
Die Studiengänge der HAWK präsentieren sich in ihrer Vielfältigkeit, der gesellschaftlichen Aufgabe der Erhaltung von Kunst- und Kulturgut gerecht zu werden. Sie sorgen für eine hohe qualitative Ausbildung des beruflichen Nachwuchses. Der Tag der Restaurierung bietet die Gelegenheit, das sehr interessante Berufsfeld der Konservierung und Restaurierung besser kennen zu lernen. Neben der praktischen Arbeit am Objekt, den wissenschaftlichen Untersuchungs- und Entwicklungsmethoden sind auch ethische Grundsätze zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut sowie die jeweiligen Zielstellungen der Kulturgut bewahrenden Institutionen von Bedeutung.