Visitationen der Pfarrei Ottbergen St. Nikolaus
31.07.2024
Die Visitation ist eins der ältesten „Arbeitsinstrumente“ der Bischöfe, durch das sie die Pfarrgemeinden in ihrem Bistum begleiten, in ihrer Entwicklung stärken und ggf. auch Negative korrigieren.
Im Bistumsarchiv Hildesheim befinden sich für alle Pfarreien Akten mit Visitationsberichten, vornehmlich für das 19. und 20. Jahrhundert, die einen tiefen Einblick in die gemeindliche Geschichte ermöglichen.
Als exemplarisches Beispiel werden hier die Visitationen in St. Nikolaus in Ottbergen von 1896 bis 1915 vorgestellt. Die Visitationsberichte sind vorgefertigte, gedruckte Fragebögen, die bei der in diesem Zeitraum alle zwei Jahre stattgefundenen Visitation ausgefüllt worden sind. Im Laufe der Jahre veränderte sich der Fragenkatalog und wurde immer ausführlicher und thematisch differenzierter: Waren es 1896 insgesamt 10 Fragen, mussten für die Visitation im Jahr 1915 bereits 19 sehr konkrete und differenzierte Fragen beantwortet werden, die dann den „Bezugspunkt“ der eigentlichen Visitation bildeten.
Thematisch richtet sich der Visitationsfragenkatalog nach der Kirche (Gebäude, Gegenstände, Führung der Kirchenbücher), den Gottesdiensten (inklusive der Predigten und Lehre), den Bruderschaften und den Vereinen. Wenn eine Schule am Ort vorhanden ist, wird diese im Zuge der Visitation ebenfalls begutachtet. Zuletzt besteht immer die Möglichkeit „Winke und Wünsche“ anzubringen.
Die Ausführlichkeit der Fragen ändert sich im Laufe der Jahre. Beispielsweise werden in den Berichten 1896 bis 1907 die Hauptfrage zu den Altären durch Nachfragen zu den Paramenten, zu der Kirchenwäsche, zu der Ordnung und Reinlichkeit sowie zu der Tabernakel-Sicherheit ergänzt. 1907 wird sie nochmals um die Frage nach der Aufbewahrung der Tabernakel- und Kirchenschlüssel ergänzt; wozu nochmals 1915 eine Erklärung hinzugefügt wird: Tabernakelschlüssel darf nur sub custodia sacerdotis sein; Kirchenschlüssel zur Nachtzeit in der eigenen Schlafkammer aufzubewahren.
Die Antworten zu den jeweiligen Fragen sind häufiger kurz und knapp gehalten; einsilbige Antworten sind daher häufig zu lesen: gut, ja, nein, in Ordnung, nach Vorschrift. Durchgängig findet sich z. B. auf die Frage nach der Reinlichkeit nur die knappe Antwort: gut, sauber oder reinlich.
Text: Dr. Julia Zech