Von Duderstadt nach Trier – Ein Reisebericht 1933
01.08.2024
Im Pfarrarchiv der Duderstädter Propsteikirche St. Cyriakus findet sich eine Archivalie mit dem Titel „Reisebericht der Kolpingfamilie mit dem Auto nach Trier und an den Rhein“ von 1933. Schaut man sich diese Archivalie näher an, liegt ein knapp 50-Seitiges, kleines Heftchen vor einem, dass mit der Schreibmaschine geschrieben wurde. Dieser lebensnahe und detailgetreue Reisebericht gibt einen einmaligen Einblick in die Lebenswelt sechs junger, namentlich nicht genannter Männer, die sich im September 1933 auf eine 4-tägige Wallfahrt nach Trier machten, vorbei am Kölner Dom und dem Adolph-Kolping-Denkmal. Nicht nur wird erwähnt, welche Sehenswürdigkeiten sie anschauten, welche Bekanntschaften sie machten, sondern auch wie und wo sie übernachteten oder welche Lokale sie zu den Mahlzeiten besuchten.
Das Highlight der Fahrt wer der Besuch des Trierer Doms, den die Reisenden mitten in der Nacht erreichten. Sie suchten sich einen Parkplatz, gingen zum Dom und waren überrascht, wie viele Nachtwallfahrer und Pilger bereits ausharrten, um den Heiligen Rock zu sehen. Wie sollten die „Sechse“ es nur schaffen, in den Dom zu gelangen? Sie versuchten ihr Glück an allen Türen, Toren und Portalen. Einem Sanitäter, dem sie ihr Leid von ihrer 18-stündigen Fahrt, den 600 zurückgelegten Kilometern und ihrer Müdigkeit klagten, hatte ein Herz und ließ sie tatsächlich in dem Dom hinein. Voller Freude konnten es die Eichsfelder kaum glauben, dass sie endlich den Heiligen Rock sehen konnten. Noch völlig von diesem Erlebnis überwältigt, besuchten sie in den nächsten Tagen weitere Trierer Sehenswürdigkeiten und machten sie sich auf den Rückweg über Koblenz, vorbei an der Loreley, Rüdesheim und Wiesbaden. Am Ende resümiert der Verfasser: „Wir hatten jedenfalls herrliche Tage hinter uns und werden Zeit unseres Lebens von den schönen Erlebnissen zehren. Ein grosses Bild von der Loreley, das wir im Gasthaus zur Post aufhängten, soll und des öfteren an unsere schöne gemeinsame Autofahrt im September 1933 erinnern. Wir haben nur den Wunsch, dass wir ‚Sechse‘ nochmals eine gleich schöne gemeins[a]me Fahrt erleben dürfen.“
Text: Dr. Julia Zech